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AutorenbildCorrina Holzner

Das erste Mal PSYCHEDELIC BREATH®

Wie eine Breathwork Session mein Leben veränderte.



Es ist der 16.Mai 2019 und ich trotte langsam Richtung Yogastudio. Die Abendstimmung in Wien ist wunderbar, das Licht zauberhauft, aber nichts davon kommt bei mir an. Seit 15 Monaten bin ich Mutter eines aufgeweckten, wunderbaren und schlaflosen Sohnes, der mein Leben wie ich es bis dato kannte, komplett auf den Kopf gestellt hat. Ich fühle mich wie ein Zombie, ein Opfer von Schlafentzug als Foltermethode und kann mich nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal etwas nur für mich getan habe. Doch das soll sich in ein paar Minuten ändern.


Meine Schwägerin Sophie hat mir eine PSYCHEDELIC BREATH® Session mit Eva Kaczor, die sie als einzigartige Erfahrung zu elektronischer Musik beschreibt, schwerstens ans Herz gelegt - meine Neugier war sofort geweckt, der Überlebensinstikt meiner schwindenden Pre-Mutterschafts-Persönlichkeit verlangte händeringend danach, also nichts wie hin. Seit mehr als 10 Jahren ist Yoga ein fixer Bestandteil meines Lebens, was natürlich auch Atemübungen inkludiert, doch eine Einheit, die sich nur mit Atem beschäftigt, hatte ich dis dorthin noch nie absolviert. Aber das kann ja nicht so schwer sein, denke ich.


Ich suche mir einen Sitzplatz auf dem Boden des Yogaraumes zwischen all den wunderschönen jungen Menschen, die sich zu der Session eingefunden haben und versuche ganz bei mir zu bleiben, während Aufregung langsam in mir hoch steigt. Wenn wir nicht in diesem nüchternen Raum sitzen würden, sondern vor einer Bühne an einem schönen Sommerabend, hätte ich fast das Gefühl bei einem Festival zu sein. Und schon schwebt Eva herein: strahlend, federleicht und wunderbar. Trotzdem bin ich etwas skeptisch, als sie beginnt zu erklären, was sich in den nächsten 90 Minuten hier abspielen wird. Sie erzählt von veränderten Hinrwellen und Körperchemie, von Gefühlen und Erinnerungen und von veränderten Bewusstseinszuständen. Sie eröffnet uns ihre Vergangenheit, wie sie PSYCHEDELIC BREATH® entwickelt hat und, dass sie plant in der nahen Zukunft Lehrer auszubilden. Hallo? Da werde ich hellhörig. Könnte ich eine PSYCHEDELIC BREATH® Lehrerin werden? Mal schauen....

Zwischendurch frage ich mich, wie alt Eva eigentlich ist. Sie wirkt unglaublich jung, aber gleichzeitig weise, was es mir unmöglich macht ihr wahres Alter einzuschätzen. Als ich Monate später erfahre, dass sie älter als ich ist, bin ich positiv schockiert, denn damals habe ich sie wesentlich jünger als mich empfunden. Eva ist ein erster Vorgeschmack darauf, wie positiv sich Breathwork auf Körper und Seele auswirken kann.


Als wir damit beginnnen unseren Atem aufzuwärmen, merke ich sofort, dass ich schon lange nicht mehr bewusst geatmet habe. Es ist irgendwie anstrengend, gleichzeitig extrem beruhigend. Es fühlt sich eigenartig und gleichzeit vertraut an. Nach ein paar weiteren Worten startet die Musik und die Atemreise geht los. Der ganze Raum atmet zum Rhythmus der lauten elektronischen Musik und Eva leitet uns sanft in diese bis dato ungewohnte Technik. Das dynamische Atmen durch meine Nase entwickelt schnell einen wunden Schmerz beim Einatmen. Es fühlt sich so an, als hätte ich einen Sonnenbrand in der Nase, doch ich atme weiter. Ich spüre wie mein Körper sich gegen die Technik wehrt: es ist harte Atemarbeit auf die er überhaupt keine Lust hat. Er ist ausgelaugt, unausgeschlafen und findet die Situation überhaupt nicht inspirierend. Aber ich atme weiter. Und schon gehen wir in die erste Atempause. Komplett die Luft rauszulassen und dann für einige Zeit nicht zu atmen ist neu für mich. Ich habe ein bisschen Angst, aber Eva hat uns in der Einführung versichert, dass wir durch das dynamische Atmen genug Sauerstoff im Körper haben, um die Pause ohne Schäden auszuhalten. Eva's Stimme beruhigt mich und ermuntert mich diesen neu gewonnenen Raum, der sich in dieser unbekannten Leere auftut zu erforschen. Ich sehe mich mit einer Kerze durch die Dunkelheit wandern. Nach ein paar Sekunden sollen wir einen tiefen Atmenzug nehmen und ihn halten. Sauerstoff schießt in mein Gehirn und es fühlt sich so an, als würde mein Gehirn einen Salto schlagen - wunderbar!



Immer tiefe tauche ich in die Session ein - meine Gliedmaßen beginnnen zu kribbeln, meine Hände verkrampfen sich ein bisschen, doch es ist mir egal, denn ich kann nicht genug davon bekommen. Ich kann nicht genug von dieser unendlichen Leere, die sich in den Atempausen auftut und diesem unbeschreiblichen High, das entsteht, wenn man wie ein Baby bei der Geburt den ersten Atemzug nach der Pause nimmt, bekommen. Die Grenzen meines Körpers beginnen zu verschwimmen. Manchmal fühlt er sich leicht, und groß wie ein Luftballon an, manchmal ist er gar nicht da und manchmal komme ich an Grenzen, die ich noch nicht kannte. Irgendwann lädt mich Eva dazu ein auf mein Herz zu hören, zu spüren, ob es mir etwas sagen will. Und wirklich - ich höre es ganz deutlich - "Lebe wild! Lebe wild! Lebe wild!" Tränen fließen über meine Wangen. Plötzlich rieche ich etwas, was mich noch tiefer in meine Herzenswelt abtauchen lässt und ich drifte ab.


Die Atempausen werden immer länger und zum Schluss hin, merke ich, dass ich am liebsten gar nicht mehr einatmen möchte. So wohl fühle ich mich in diesem leeren Raum, in dem ich nicht leisten, funktionieren oder tun muss. Es ist eine Welt, die nur mir gehört, die nur dafür da ist, um mir gut zu tun. Ganz ohne schlechtes Gewissen oder Bewertung. Leider sind die 90 Minuten schneller um, als ich erwartet habe und als ich zu leiser Musik nachspüre, kann ich mich selbst nicht mehr greifen, in Worte fassen oder kategorisieren. Ich fühle mich eigenartig wunderbar, gelöst und im ursprünglichsten Zustand meines Selbst. Ich gehe nachhause und fühle mich angekommen. Wo, das weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.


Als ich einige Monate später die Nachricht bekomme, dass Eva das erste Teacher Training in Berlin startet, habe ich keinen Zweifel: Ich will mitmachen!



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